Gute Vibrationen
Großvolumiger Tourenspaß in Thüringen und der Rhön.
TEXT: Klaus Hinterschuster
FOTOS: Peter Wahl, Harley-Davidson Fulda, Best Western Plus Konrad Zuse Hotel, Rhön Marketing
Das einstige Zonenrandgebiet der Rhön hat sich zum beliebten Motorradparadies in Deutschlands Mitte gemausert. Einst wurde die Region um Fulda von den amerikanischen Streitkräften „Fulda Gap“ genannt, was so viel wie Fulda-Lücke bedeutete. Hier vermutete man in den Zeiten des kalten Krieges die wahrscheinlichste Einmarschrichtung der Sowjetarmee von der DDR aus.
Diese Zeiten sind vorbei, die DDR ist Vergangenheit und seit Donald Trump ist das Verhältnis zum großen Freund USA, einer nicht zu übersehenden Unsicherheit gewichen. Zumindest hat das auf den „american way of ride“ im Dreiländer-Mittelgebirge keinen Einfluss, denn in kaum einer anderen Region Deutschlands werden wohl mehr Tourenkilometer auf den dicken Harleys zurückgelegt als hier. Natürlich wollten auch wir die Rhön-Vibrationen spüren und haben uns das ehemalige deutsch-deutsche Grenzgebiet angesehen.
Wer konnte uns da besser helfen, als die Motorradhoteliers Kai und Dani Gelhausen, in deren riesiger Hotelgarage 4 Mietharleys für die Hausgäste bereitstehen, um die faszinierenden Motorradstraßen der Rhön zu erleben. Die Beiden sind natürlich selbst begeisterte Harleylenker – wie sollte man dieses Feeling auch sonst vermitteln können. Neben den Ami-Rentals parkt auch eine BMW R 1200 GS zum Verleih, die aber keinesfalls nur Alibifunktion hat, denn hier im Bikerhotel sind alle Marken und deren Fahrer gerne gesehen.
Ja, das Best Western Plus Konrad Zuse Hotel in Hünfeld hat sich innerhalb kürzester Zeit in die Champions League der Motorradhotels katapultiert. Und ein bisschen stolz sind wir vom MOTORRADSTRASSEN/MotorradFreizeit-Team schon, dass wir an dieser tollen Entwicklung nicht ganz unbeteiligt waren.
So haben wir vor rund 3 Jahren zunächst gemeinsam Tourenvorschläge entwickelt, Karten und Fotos für die attraktive Motorrad-Homepage erstellt und ein aussagekräftiges Motorradvideo produziert. Schon damals boten die Gelhausens in ihrem Hotel einen tollen Bikerservice, der nicht zuletzt gerade auch für große Gruppen seinesgleichen sucht. Mit hundert Zimmern und einer gigantischen Tiefgarage lässt sich hier so manches Markentreffen organisieren.
Mehr als erstaunt waren wir dann vor einem Jahr, als wir beim Besuch unserer Hotelpartner zwei nagelneue Harleys vor der Tür stehen sahen und die Einladung zum Touring-Day 2017 erhielten. Gerne auch mit der Möglichkeit ein schönes Milwaukee-Bike bei Harley-Davidson Fulda zu speziellen Touring-Day-Konditionen zu mieten.
Diese Gelegenheit nutzten wir gerne und bekamen auch so den ersten Kontakt zu Regina und Markus Kremer. Im Store der engagierten Betreiber des Harley-Standortes Fulda fühlte wir uns sofort wohl, was zum einen an den beiden selbst und zum anderen an diesem unglaublichen Laden lag. Wir hatten auf unserer USA-Tour im Jahr 2016 so einige Harley-Dealer besucht, allerdings hat uns keiner so begeistert wie dieser hier in Fulda. Von der Präsentation der Bikes und des Zubehörs auf zwei Ebenen bis zur Burnout Bikerbar ist der Store ein Hammer, der von einem unglaublich motivierten Team mit viel Herz betrieben wird.
Mit rund 50 Maschinen vibrierte dann der Touring-Day-Pulk durch die Rhön und sorgte für einen erlebnisreichen Gemeinschaftstag, der beim American Barbecue und starker Gitarrenmucke für Party und jede Menge Benzingespräche sorgte. In der Tiefgarage waren die Stahlrösser bereits auf Schlafmodus geschaltet und erholten sich für die Ritte am kommenden Tag.
Bilder von der Tour
Die Anzahl der anwesenden Mitglieder des HOG-Chapter Fulda-Rhön war groß, was ganz sicher auch am Engagement von Regina und Markus für diesen Touring-Day lag. Bei den „Harley Owners Group“ handelt es sich um vom jeweiligen Händler geleiteten Chapter, die für das Bikeerlebnis rund um den ameriklanischen Traum in ihrer Region verantwortlich sind. Ein Blick in das Jahresprogramm der Fuldaer macht deutlich, warum sich hier vor allem die Tourenfreunde wohl fühlen. Von Südafrika bis zum Erzgebirge, vom Taubertal bis zum Schliersee – Tourenspaß satt ist angesagt. Aber auch eine Vielzahl an Veranstaltungen und Treffs sorgen für die „Good Vibrations“ rund ums Harleyhaus. Seit diesem Jahr steht auch der Harley-Store in Erfurt unter der Leitung der Kremers und man kann bereits deutlich die Handschrift der beiden erkennen. Auf jeden Fall ist auch der thüringische Ableger einen Besuch wert.
Gemeinsam mit den Teams vom Bikerhotel und von Harley Fulda entwickelten wir beim Frühstück nach dem Touring-Day die Idee einer gemeinsamen Tourenkarte zur Rhön und den angrenzenden Regionen, die unabhängig von der Motorradmarke für jede Menge Bikespaß sorgen sollte. Im Januar 2018 war es dann soweit und Kai hatte die attraktive Karte mit den Kurviger-TOURCODES auf seinen Messeauftritten in Friedrichshafen und Dortmund dabei. Mit weit über 1.000 mitgenommenen Tourenkarten pro Messe war der Papierguide ein voller Erfolg.
Da die Tourenkarten Anfang Juni bereits zur Neige gingen, nutzten wir die Chance das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, denn die Neuauflage der Karte sollte frische Fotos erhalten, und wir wollten für unsere Leser ein paar tolle Touren- und Haltetipps zusammenfahren. So ließen wir uns von Kai und Dani die schönsten Ecken ihrer Region zeigen und wünschen unseren Lesern viel Spaß in der Rhön und in Thüringen – egal mit welchem Bike.
Bilder von der Tour
Egal was man in Sachen Natur schon erlebt und gesehen hat – die Rhön setzt noch einen drauf. Denn dieses Mittelgebirge, das sich die drei Bundesländer Hessen, Bayern und Thüringen teilen, hat sich durch seine jahrzehntelange Zonenrandlage eine besondere Urwüchsigkeit bewahrt. So viel unberührte Natur findet sich in Deutschland nur noch ganz selten. Wohl fühlen wird sich in der Rhön aber nicht nur der Naturliebhaber. Historisch Interessierte erhalten am ehemaligen US-Beobachtungsstützpunkt Point Alpha einen Einblick in die deutsch-deutsche Grenzgeschichte und bekommen im Projekt Keltenwelt Zeugnisse aus der Bronze- und Eisenzeit vermittelt. Ganz ohne Licht kommen die so genannten Sternenparks aus. Das sind Gebiete weit weg von künstlicher Beleuchtung, in denen noch natürliche Dunkelheit herrscht. Dort können große und kleine Besucher nachts „Sterne gucken.“
Spezielle Reservate für Motorradfahrer braucht es in der Rhön nicht. Denn sie verfügt dank großer Höhenunterschiede über eine wahre Achterbahn aus kleinen, verkehrsarmen und verschlungenen Sträßchen.
„Freie Straßen und atemberaubende Landschaft“ lautet also das Motto. Gerade vom Motorrad aus erschließt sich, was die Rhön so besuchenswert macht. Herrliche Weitblicke vermitteln dabei das Gefühl von Freiheit und grandiosem Landschaftserlebnis. So ist man immer schon gespannt, welcher Ausblick auf die nächste Kurve folgt.
Die Tourenauswahl ist schier unerschöpflich, zumal auch die Nachbarregionen Vogelsberg, Spessart und Thüringer Wald problemlos in den Tourentag integriert werden können, bevor man am Abend wieder bei seinem Übernachtungsquartier in der Rhön andockt.
Dass der Motorradfahrer ein willkommener Gast ist, wird nicht zuletzt auf der offiziellen Tourismusseite der Rhön deutlich. Eine Vielzahl von Tourenvorschlägen, die von der „Route 66 der Rhön“ bis zu den regionalen Abschnitten der Deutschen Alleenstraße reichen, bietet ein Asphaltprogramm für viele Tage.
Ein Besuch in der Rhön bietet auch immer etwas fürs Auge und zur Weiterbildung. Eine Vielzahl an Burgen und Schlössern, sowie zahlreiche Museen und Ausstellungen, gerade auch zur deutsch-deutschen Geschichte, runden den gelungen Motorradtag ab.
Bilder von der Tour
TOUR 01
Mit der Rother Kuppe, dem Kreuzberg und der Wasserkuppe warten herrliche Anfahrtspunkte, die windungsreich miteinander verknüpft sind. Beeindruckend ist das Plateau der Rother Kuppe, das faszinierende Ausblicke liefert. Pausenstopps bieten sich im einladenden Mellrichstadt und in der Altstadt von Bad Neustadt an der Saale an.
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TOUR 02
Ein geschichtsträchtiger Stopp am Point Alpha bei Geisa und dann laute das Ziel Eisenach, das mit seiner Wartburg und der „Mobilen Welt Eisenach“ fast schon einen halben Urlaubstag aufbrauchen könnte. Die satten Kurven des Thüringer Waldes rund um den Inselsberg haben es am Rückweg gewaltig in sich, und so kommt ein erfrischender Stopp an den Trusetaler Wasserfällen gerade recht.
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TOUR 03
Auch in diese Tour lässt sich die Lutherstadt Eisenach einbauen. Diesmal spielt sich das Kurvengeschehen allerdings im Seulingswald, also westlich von Eisenach, ab. Zu den absoluten Streckenhighlights gehören die Asphaltpisten rund um Rotenburg an der Fulda, das im Übrigen ein guter Tipp für die Kaffeepause ist.
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TOUR 04
Die Landeshauptstadt Thüringens, Erfurt, ist das Ziel dieser spannenden Runde durch das „neue“ Bundesland. Dabei packt der Thüringer Wald zwischen Schmalkalden und Ilmenau herrlichestes Material vors Vorderrad. Ein Stopp lohnt sich auf jeden Fall in der Fachwerkidylle Schmalkalden, in der Wintersporthochburg Oberhof und natürlich in Erfurt, das noch weit mehr als einen Dom und die Krämerbrücke zu bieten hat.
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TOUR 05
Die thüringischen Städte Meiningen und Suhl, sowie das oberfränkische Coburg sind die Eckpunkte einer attraktiven Rundtour. Mit dem Motorradmuseum in Suhl wartet eine sehenswerte Technikausstellung, während man in Coburg bei einer der bekannten Bratwürste den Blick von der Veste genießen kann.
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