400 Kilometer Tourenspaß im Großherzogtum Luxemburg.

Klein, aber gewaltig!

TEXT: Torsten Thimm - FOTOS: Torsten Thimm, Thierry Dricot

Das kleine, von Belgien, Frankreich und Deutschland eingerahmte Luxemburg überrascht mit wunderbaren Motorradstrecken und kultureller Vielfalt.
Unser Redakteur Torsten Thimm hat das faszinierende Land besucht und mit der Kawasaki Z900RS ein nicht weniger beeindruckendes Kultobjekt dabei gehabt.

Kawasaki Z900 vor einer Ruine

Es ist Anfang Mai, als ich mit der Kawasaki Z900RS und leichtem Gepäck in Richtung Westen aufbreche. Eingeladen zu einer Motorrad-Pressereise vom luxemburgischen Tourismusverband und ohne konkrete Vorstellung was mich dort wirklich erwartet, fahre ich vom heimatlichen Odenwald aus über den Rhein, auf die von uns aus gesehen „falsche“ Hessenseite Deutschlands.

Doch das zu Rheinland-Pfalz gehörende Rheinhessen hat seinen ganz eigenen Reiz, mit dem es an diesem Sonnentag nicht zu geizen gedenkt. Weinberge, und die dazugehörigen Winzereien in den wunderschönen und zumeist alten Orten entlang der Straßen laden zum Fotostopp und vor allem auch zur Verkostung der gekelterten Tropfen ein. Allerdings nicht jetzt und heute, denn das Ziel ist noch fern und mit Mondorf Les Bains ein anderes. Ich folge also weiter der vorgeschlagenen Route meines Navis und erfreue mich dabei am Kawaquartett unter mir, wenn ich mich mal wieder dabei erwische, nach einer Ortschaft ordentlich zu beschleunigen und der angenehme Sound der vier in eins Anlage meine Gehörgänge durchspült.

So ziehen nach und nach die Landschaften und der Tag an mir vorbei bis ich gegen Nachmittag dann in Mondorf aufschlage und mein Zimmer für die ersten beiden Tage der Tour beziehe. Bevor der offizielle Teil des Abends und der Plan für die nächsten Tage von der Organisatorin Lis Lorang erklärt wird, schaue ich mir die Hotelanlage noch etwas genauer an, denn in einem Casino war ich bisher auf meinen Motorradtouren noch nie untergebracht. Das Casino 2000 ist ein sehr schickes Haus und ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass es noch so viele Menschen gibt, die gerne am einarmigen Banditen zocken, oder beim Roulette bzw. den Kartenspielen ihr Glück versuchen.

Und die Überraschungen gehen an diesem Abend nicht aus. Als Lis und später dann auch noch unser Tourguide Michael anfangen über Luxemburg und seine Geschichte zu erzählen, fällt mir auf, dass ich über das Großherzogtum weit weniger weiß, als ich dachte. Dies lässt die Vorfreude auf die bevorstehenden Tage noch etwas steigen.

Europa und Frieden
Noch gefüllt mit den Information des Vorabends und einem reichlichen Frühstück, brechen wir am nächsten Morgen in den Südosten des Landes und damit ins Dreiländereck zwischen Luxemburg, Frankreich und Deutschland auf. Schengen ist der Zielort der ersten Etappe und unser Guide Michael kennt die geheimen und vor allem auch leeren Wege und Strecken dorthin, die wir uns als Motorradfahrer immer wünschen. Wälder, Wiesen und Kurven, dazwischen eine Menge freie Blicke in die Landschaften machen Lust auf mehr. In Schengen angekommen spüren wir jedenfalls sofort den Geist Europas. Denn nicht umsonst wurde hier in den 90er Jahren das Abkommen unterzeichnet, welches uns zu dem Kontinent werden ließ, der wir heute sind. Ein Erbe, das jeder einzelne Mitgliedsstaat auch gerade den heutigen Generationen vermitteln und weitergeben sollte. Nie war die Chance auf einen beständigen Frieden bei uns so groß wie heute, und jedem Gegner der aktuellen Europakonstellation sollten die Risiken eines Zerfalls der Gemeinschaft klar sein.

Viele Sehenswürdigkeiten im und um den Ort, wie zum Beispiel das Europäische Museum, laden zum Besuch und zum Verweilen ein.

Echternach und die Luxemburgische Schweiz
Entlang der sich durch das Tal windenden Mosel und hoch über ihr, führt uns der nächste Tourabschnitt nordwärts an die Sauer und mitten hinein in die Abteistadt Echternach. Echternach ist auch die älteste Stadt des Landes. Der dortige historische Marktplatz drängt sich geradezu als Pausen- und Kalorienstopp auf, denn es gibt viele Lokalitäten, kleine Gassen und Winkel in der Hauptstadt der luxemburgischen Schweiz zu entdecken.

Luxemburgische Schweiz? Nun in diesem Fall ist das angrenzende Müllerthal gemeint, welches uns mit einer verwunschenen Welt aus Wald, Wasser und Stein empfängt. Mitten hindurch führt unser Weg und dabei bekommt die Kawa ordentlich die Sporen. Wirklich unglaublich welche landschaftlichen Unterschiede hier gebündelt auf die Besucher wartet. Die Kühle unter den dicht behangenen Baumwipfeln tut zudem gut, denn das Thermometer im Cockpit wirkt wie festgenagelt. Daher sparen wir uns im weiteren Verlauf der Strecke auch die nähere Besichtigung der Burgruine von Beaufort, die aus dem 11. – 17. Jahrhundert datiert und rollen nach einem weiteren Fotoshooting zurück zur Unterkunft. Gerade rechtzeitig wie sich zeigt, denn der Bus, der uns zum Abendessen bringen soll wartet bereits vorm Hotel.

Wein und Kultur
Das bedeutet für uns raus aus den verschwitzen Klamotten, Katzenwäsche und umziehen, denn danach geht es erneut los. Der nächsten Tages- bzw. Abendpunkt ist eine Weinverkostung mit anschließendem Abendessen in Remerschen. Ein Ort mit rund 700 Einwohner, in Grenznähe zum Saarland gelegen und für seinen Weinanbau bekannt. Besonders interessant im Ort ist das Weingut Sunnen-Hoffmann, das bereits seit einigen Jahren auf den biologischen Weinanbau setzt. Zu Beginn noch reichlich von den Winzerkollegen belächelt, produziert man mittlerweile Spitzen Weißweine und auch den einen oder anderen leckeren Rotwein. Ein hervorragendes Abendessen und eine Menge Gespräche über den gelaufenen Motorradtag, in Deutsch, Englisch und Französisch später, fährt uns der Bus wieder zurück ins Hotel.

Der Stahl
Der kommende Morgen ist gefühlt mal wieder viel zu schnell da, doch daran kann man nicht wirklich etwas ändern. Also raus aus dem Bett denn heute ist neben dem Hotelwechsel wieder ein attraktives Programm angesagt.

Wer bisher der Meinung war die Grundsäulen Luxemburgs beruhten rein auf Banken, wird im Südwesten eines anderen belehrt. Es geht nach Esch an der Alzette bzw. in den Ort Belval. Im 19. Jahrhundert bekannt als Naherholungsgebiet und ausgestattet mit einer Mineralquelle die eine außergewöhnliche Qualität aufwies, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts die Stahlindustrie auf die Gegend aufmerksam und begann mit dem oberirdischen Abbau und der Verarbeitung des Erzes. Bis zum Anfang der 1990er Jahre wurde hier fleißig Stahl produziert, bevor 1997 die Flamme des letzten der 3 Hochöfen erlosch. Seither rekultiviert Luxemburg die Natur um Belval herum und die Stadt wächst zu einer eigenständigen Community auf und um die Reste der jetzt als Museum geöffneten Stahlhütte. Versehen mit Universität, Büro- und Wohnungsgebäuden, Einkaufszentren und vielem mehr schaut man der Zukunft positiv entgegen und nutzt die Chancen, die sie bietet. Die Zeit verfliegt durch die interessante Besichtigung der alten Anlage und der neu errichteten Gebäude und die Sonne hat bereits wieder ihren Zenit erreicht, als wir aufbrechen.

Ride in
Es geht weiter Richtung Norden und hinein in die Ardennen. In Esch an der Sauer besuchen wir Motorradhotelier Ronald Streumer und sein wirklich ausgefallenes Bikerhotel Hotel de la Sure.
Das Mittagessen, zu dem wir bei ihm eingeladen sind ist, dekadent, feudal und doch so wunderbar einfach und auch sein selbstgebrautes Bier mit dem Namen Eschlescher hat Suchtpotential. Überhaupt ist Ronald ein sehr innovativer und aufgeschlossener Europäer mit niederländischen Wurzeln, was man am, im und um das Hotel sehr deutlich sieht. Der Spa-Bereich zum Beispiel ist eine ganz eigene Welt für sich, die bis zu ihrer endgültigen Verwirklichung bald 25 Jahre gebraucht hat. Doch auch die Gegend um uns herum hier oben ist wunderschön. Nicht weit vom Hotel entfernt lädt ein von der Sauer gespeister See zum Schwimmen und Verweilen ein. Wir hingegen verweilen dort nur kurz, bevor der letzte Tourabschnitt des Tages beginnt.

The Family of Man
In der Mittagshitze und mit leichter Schweißperlenbildung auf der Stirn besteigen wir erneut die Motorräder und verlassen Esch an der Sauer. Wir dringen tiefer in das Waldgebiet der Ardennen ein, welches sowohl auf französischem, luxemburgischem und belgischem Staatsgebiet liegt. Die Strecke hält reichlich Kurven für unseren kleinen Trupp bereit und führt uns geradewegs zum Schloss von Vianden. Das, wie sollte es auch anders sein, liegt bilderbuchmäßig und sehr majestätisch auf seinem Berggipfel im gleichnamigen Kanton. Wir umrunden die Burg, fahren durch den historischen Ort und kommen etwas später nach Clervaux dem letzten offiziellen Tagespunkt und der Ausstellung „The Family of Man“. Ausgestellt im Schloss der Stadt zeigt diese berühmte Bilderdokumentation das Leben und Sterben der Menschen. Von Geburt bis zum Ende, gesehen aus den Augen der verschiedensten Kulturen auf unserem Erdball. Es ist eine empfehlenswerte Ausstellung die Weltgeschichte schrieb.

Mit der Ausstellung und dem anschließenden Dinner in unserem letzten Hotel dieser aufregenden Rundreise endet der Tourtag. Der Abend im Golf und Country Club bei Clervaux ist ein würdiger Abschluss einer inzwischen gut zusammengewachsenen Reisetruppe. Nach einem Abstecher in die Landeshauptstadt geht es dann wieder in die Heimat zurück.

Fazit und Dank
Die von den „Visit Luxembourg“-Experten zusammengestellte Reise war ein mehr als gelungener Mix aus Kurven und Kultur. Sie eignet sich hervorragend zum Nachfahren. In Kombination mit den angrenzenden Regionen Eifel, Mosel und Saarland lässt sich von hier aus auch ein anspruchsvolles Motorradprogramm für viele Tage zusammenstellen.

Vielen Dank an Lis Lorang und „Visit Luxembourg“ für die hervorragende Organisation, Thierry Dricot für die Fotos, sowie Michael Turk für das Guiding und allen, die dabei waren für eine tolle Zeit.

INFOS
Visit Luxembourg
Rue Antoine de Saint-Exupéry 6 L - 1432 Luxembourg
Telefon (0 03 52) 42 82 82 1 - www.visitluxembourg.com

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